BIHK-Konjunkturumfrage: Nachfrage schwächelt, Standortprobleme verdichten sich
„Die bayerische Wirtschaft ist auf Talfahrt und die Talstation ist weiterhin nicht sichtbar“, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des BIHK. „Die Unternehmen kämpfen an vielen Fronten gleichzeitig: Rasant gestiegene Zinsen, wieder steigende und generell unsichere Energiekosten, sinkende Nachfrage, steigende Arbeitskosten und insgesamt eine schwache Weltkonjunktur. Dazu fehlt die wirtschaftspolitische Rückendeckung in der Energiepolitik und beim Bürokratieabbau. Kein Wunder, dass auch die Entwicklung der Investitionen und der Arbeitsplätze nach unten gerichtet ist“, so Gößl.
Insgesamt beurteilen die Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage zwar noch überwiegend positiv. Der Saldo der Geschäftslage liegt aber nur noch bei 18 Zählern. Zu Jahresbeginn waren es noch 32 Punkte. Besonders in der Industrie, im Handel und im Baugewerbe gehen die Geschäfte deutlich schlechter als zuvor. Nur im Tourismus wird die Lage nach einer guten Sommersaison besser als im Frühjahr bewertet.
Mit Blick auf die kommenden Monate überwiegt der Pessimismus in allen Branchen deutlich. Der Saldo der Geschäftserwartungen bricht um 16 Punkte auf minus 15 Punkte ein. Noch schlechter als dieser Durchschnittswert sind die Erwartungen im Baugewerbe, im Handel, im Tourismus und in der Industrie.
Durch die mageren Aussichten kühlt die Investitionsneigung wieder deutlich ab. Auch bei der Beschäftigung gibt es keine Impulse, zumal viele Unternehmen offene Stellen wegen des Personalmangels nicht besetzen können. Als größtes Konjunkturrisiko wird nach wie vor der Arbeitskräftemangel genannt (61 Prozent der Unternehmen). Die Sorgen um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen schieben sich aber so stark nach vorne wie nie zuvor (59 Prozent), gefolgt von der Furcht vor lahmender Inlandsnachfrage (58 Prozent). Die Energie- und Rohstoffpreise sehen noch immer 56 Prozent der Unternehmen als Risiko – vor einem Jahr sagten das allerdings noch 78 Prozent der Befragten.
„Das von der Bundesregierung versprochene grüne Wirtschaftswunder ist eine Illusion. In Wirklichkeit zeigt die Wirtschaft in ganz Deutschland Krisensymptome und eine Wachstumsschwäche wie sonst keine der führenden Industrienationen“, sagt BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz. „Die bittere Realität ist: Uns fehlt schlicht das Fundament für zukünftiges nachhaltiges Wachstum. Die Wirtschaft braucht verlässlich wettbewerbsfähige Energiepreise und ein Ende der Lähmung durch Bürokratismus und planwirtschaftliche Mikrosteuerung. Bei Infrastrukturprojekten und im Wohnungsbau muss es deutlich schneller vorangehen durch das Lösen der selbstverschuldeten regulatorischen Bremsen. Eine Priorität muss auch die Sozial- und Steuerpolitik sein, die die Schwerpunkte auf Leistungsgerechtigkeit, Kinderbetreuung und Arbeitsanreize setzt, und zwar ausnahmslos für alle Menschen in Deutschland“, so Lutz.